Teilnahme von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und von Doris Schmidauer am Benefizkonzert "Yes We Care - Kinder auf der Flucht!"

»Ein gemeinsames, starkes Zeichen für den Frieden!«

Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen beim Benefizkonzert »Yes We Care - Kinder auf der Flucht«.

Einen schönen guten Abend, meine Damen und Herren!

Es ist sehr berührend, wenn ich mich hier heute am Heldenplatz umsehe, wenn ich in Ihre Gesichter schaue. Wenn ich die Ernsthaftigkeit sehe, aber auch die Freude darüber, dass wir mit diesem Konzertgemeinsam ein eindrucksvolles Zeichen setzen können:  Ein gemeinsames, starkes Zeichen für den Frieden!

Ein Zeichen der Solidarität!

Der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und jenen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten!

 

Unsere Solidarität gilt allen Menschen auf der Flucht! Aber heute denken wir besonders an die Kinder und Jugendlichen. Dieser schreckliche, von Präsident Putin befohlene Krieg hat für sie alles verändert. Nichts ist mehr wie zuvor.

Draußen vor der Haustür wird geschossen – dort, wo gestern noch gespielt wurde. Bomben fallen auf Schulen, in denen gestern noch mit Freunden gelacht und gelernt wurde. Der Vater, mit dem man gestern noch am Tisch gesessen ist, muss das Land gegen die russische Armee verteidigen.

Eiligst muss man das Allernötigste zusammenpacken, gerade so viel, wie in einen Rucksack oder Koffer passt. Wo gestern noch Frieden herrschte, wo gestern noch ein sicheres Zuhause war, herrscht plötzlich ein furchtbarer Krieg.

Kein Kind sollte in einem Keller oder Bunker ausharren müssen. Kein Kind sollte flüchten müssen. Kein Kind sollte Krieg erleben müssen. Kinder sollen kühne Zukunftsträume haben dürfen. Sollen lachen, spielen, lernen können. Kinder sollen einfach Kinder sein dürfen.

Dieser Krieg muss gestoppt werden!

 

Meine Damen und Herren!

Mindestens eine Million Kinder und Jugendliche müssen stattdessen in ein für sie fremdes Land flüchten, um ihr nacktes Leben zu retten. Manche von ihnen kommen bei Verwandten oder Freunden unter,  andere kennen niemand im neuen Land.

Sie leben in der Ungewissheit, ob und wann sie zurückkönnen, ob sie je ihren Vater, ihre Verwandten, ihre Freunde wiedersehen. Sie müssen sich von einem Tag auf den anderen in einem neuen Leben zurechtfinden.

Wer diese Schicksale vor Augen und ein Herz hat, der muss einfach helfen.

Österreich wird den geflüchteten Menschen, wird den Kindern und Jugendlichen in der Not helfen! Und Europa wird helfen!

Wir alle sind froh, dass es in unserem Land jetzt diese große Hilfsbereitschaft gibt. Und dieses heutige Konzertist ein großes Zeichen dafür. Danke für Ihre Solidarität.

Die Kinder und Jugendlichen stehen jetzt vor großen Herausforderungen: Sie müssen den Verlust von ihrem Zuhause verkraften, die Sorgen um die Zurückgebliebenen bewältigen, UND sie müssen sich in ihrer neuen Umgebung zurechtfinden. Sie kommen in eine neue Schule, sie müssen Deutsch lernen, sich in einer fremden Klasse zurechtfinden. Sie brauchen dafür unsere Unterstützung!

Denken wir aber auch an die Lehrerinnen und Lehrer, die von einem Tag auf den anderen mit dieser neuen Situation umgehen müssen, die plötzlich Schülerinnen und Schüler in ihrer Klasse haben, die der Unterrichtssprache nicht mächtig sind.

Ich möchte mich daher ausdrücklich bei den Lehrerinnen und Lehrern bedanken, die schon in den letzten zwei Jahren  durch die Pandemie unglaublich gefordert waren, die so viel leisten und jetzt erneut vor einer großen Aufgabe stehen.

Danke schön!

 

Danke auch an alle Kinder und Jugendlichen in Österreich,  die die neuen Mitschülerinnen und Mitschüler mit Verständnis und Mitgefühl in ihrer Mitte aufnehmen und sie so willkommen heißen.

 

Meine Damen und Herren!

Wir alle haben wohl denselben Wunsch: Dieser Krieg muss gestoppt werden,  das Töten muss aufhören!

Und wir alle denken an die Menschen in der Ukraine, die jetzt ihre Heimat verteidigen, die ihr Leben aufs Spiel setzen, die für Freiheit und für Demokratie kämpfen.

Und wir denken auch an all jene,  die in Russland gegen diesen Krieg auftreten und dafür fünfzehn Jahre Gefängnis riskieren oder fliehen müssen.

 

Meine Damen und Herren!

Ich danke allen Musikerinnen und Musiker,  die uns diesen wunderbaren Abend schenken. Ich danke Clemens Freude und Daniel Landau, die dieses Konzert auf die Beine gestellt haben.  Und Danke an Nachbar in Not und SOS Kinderdorf die die Spenden den Menschen in Not zukommen lassen.

 

Meine Damen und Herren!

Ich möchte zum Schluss etwas wiederholen, was ich schon beim Benefizkonzert im Happel-Stadion gesagt habe: Unsere Solidarität, unser Mitgefühl, unser gemeinsamer Wille,  in Freiheit und Frieden zu leben  sind stärker als jede Aggression.

Die Freiheit wird sich durchsetzen. Der Frieden wird sich durchsetzen. Die Demokratie wird sich durchsetzen.

Danke.

Benefizkonzert Yes We Care - Kinder auf der Flucht! 27. März 2022
Benefizkonzert Yes We Care - Kinder auf der Flucht! 27. März 2022

Fotos: Daniel Trippolt/HBF