Bundespräsident Alexander Van der Bellen für Gespräche mit der EU-Spitze in Brüssel

Bundespräsident hält EU-Truppe und Selenskyj-Rede mit Neutralität vereinbar

Alexander Van der Bellen führte Gespräche mit Josep Borell und Ursula von der Leyen in Brüssel.

Im Anschluss an seinen dreitägigen Staatsbesuch in Belgien hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Mittwoch Gespräche mit der EU-Spitze in Brüssel aufgenommen. Alexander Van der Bellen traf zunächst mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell zusammen.Sie haben die Situation in Mali und die österreichische Beteiligung an der EU-Ausbildungsmission EUTM besprochen, sagte Bundespräsident Van der Bellen. Diese werde auf europäischer Ebene gewürdigt.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hält eine österreichische Teilnahme an der EU-Eingreiftruppe und eine Einladung an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für eine Ansprache in Österreich mit der Neutralität vereinbar. Zur der am Montag beschlossenen EU-Truppe sagte Alexander Van der Bellen am Mittwoch nach einem Besuch bei EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in Brüssel, diese sei mit dem von Österreich unterzeichneten EU-Beitrittsvertrag "durchaus vereinbar".

Im Grunde genommen stelle die EU-Eingreiftruppe eine Fortsetzung des Konzepts der schnellen Eingreiftruppe dar. Der Bundespräsident räumte aber ein, "es sind sensible Fragen", aber "auf meiner Seite keine Alarmstimmung".

Zur umstrittenen Frage einer Einladung an Selenskyj, sich im Nationalrat oder bei einer Demonstration an Österreich zu wenden, sieht Bundespräsident Van der Bellen "nicht, inwieweit das mit der Neutralität unvereinbar sein sollte. Selbst wenn Präsident Selenskyj Ansinnen an Österreich hätte, die mit der Neutralität nicht vereinbar sind, dann liegt es an uns, das dann auch zu sagen", sagte Alexander Van der Bellen.

Themen in dem Gespräch mit Ursula von der Leyen seien der Ukraine-Krieg, die Energie-Situation und die Flüchtlingsfrage gewesen. "Das wichtigste ist, die Einheit der Europäischen Union zu bewahren. Die Union hat sehr rasch, sehr schnell und dezidiert reagiert, und das sollten wir auch in Zukunft tun", sagte der Bundespräsident.

Gerade bei Energieimporten dürfe sich die EU "auf keinen Fall auseinanderdividieren lassen", sondern sie müsse dafür sorgen, dass der Ersatz für russisches Gas so weit wie möglich gemeinsam beschafft werde. "Sonst laufen wir Gefahr im Extremfall, dass 27 Mitgliedsländer einzeln nach Katar fahren und dort verhandeln", warnte Alexander Van der Bellen.

Die Positionierung Österreichs im Rahmen seiner Neutralität sieht der Bundespräsident "nicht als Hauptproblem", "sondern, dass es falsch ist, das Bundesheer wirtschaftlich und finanziell auszuhungern". Bei dringendem Investitionsbedarf dürfe man nicht weiter zögern, "wir müssen mehr Geld in die Hand nehmen, darüber gibt es auch einen politischen Konsens".

Die europaweite Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge hält Alexander Van der Bellen für "nicht unüberwindbar". Es sei berührend zu sehen, dass vor allem Frauen und Kinder ankommen würden. Zum bevorstehenden NATO- und G7-Gipfel zeigte sich der Bundespräsident gespannt, "ich weiß nicht, ob US-Präsident Joe Biden etwas Neues anzukündigen hat". Bisher habe die NATO klargemacht, nicht direkt in den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine eingreifen zu wollen.

Gespräche mit der Spitze der EU in Brüssel 23. März 2022
Gespräche mit der Spitze der EU in Brüssel 23. März 2022

Fotos: Peter Lechner/HBF