Videogrußbotschaft von Bundespräsident Alexander Van der Bellen anlässlich des virtuellen Fests der Freude

»Der 8. Mai war ein Tag der Freude«

Videogrußbotschaft von Bundespräsident Alexander Van der Bellen zum virtuellen »Fest der Freude 2020«.

 

Liebe Österreichinnen und Österreicher und alle Menschen, die hier leben!

Vor 75 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Vor 75 Jahren wurde Österreich, wurde Europa endlich befreit von der Terrorherrschaft des Nationalsozialismus. Millionen Tote waren zu beklagen. Durch den Krieg, den Holocaust, durch Verfolgung und Ermordung. Das ganze Ausmaß der Vernichtung durch das Nazi-Regime wurde offenbar. Hunger war an der Tagesordnung. Österreichs Städte lagen in Schutt und Asche.

Gleichzeitig war der 8. Mai 1945 ein Tag der Freude; der Freude über das Wiedererlangen von Frieden, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, und Demokratie. Darum feiern wir das „Fest der Freude“.

 

Meine Damen und Herren!

Wir begehen dieses „Fest der Freude“ in diesem Jahr unter besonderen Umständen. Wir können leider nicht wie in den Jahren zuvor zusammen auf dem Heldenplatz gedenken, zuhören und feiern. Vieles ist heuer anders. Gerade in Zeiten so großer Herausforderungen ist es wichtig, an unser Österreich zu glauben. An seine Stärken, seine Errungenschaften und seine Fähigkeit, auch schwierige Situationen zu meistern. Das bedeutet auch und ganz wesentlich, dass wir niemals vergessen, dass das Fundament unseres Österreich ein klares Bekenntnis bildet:

 

Ein Bekenntnis zu Grund- und Freiheitsrechten, zu Rechtsstaatlichkeit, zu Demokratie und zu Solidarität. Ein Bekenntnis gegen Rassismus, gegen Antisemitismus, gegen Fremdenfeindlichkeit.

 

Ohne Erinnern an die schreckliche Vergangenheit gibt es keine humane Gegenwart. Die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen von damals, die die Gräuel erfahren mussten, sind uns Vorbilder für das Heute. Dafür möchte ich ihnen danken.

Erinnern will ich bei diesem heurigen Gedenken besonders an Richard Wadani, der uns vor wenigen Tagen für immer verlassen hat. Ihm ist es wesentlich zu verdanken, dass die Verfolgten der NS-Militärjustiz rehabilitiert wurden. Sein Vermächtnis ist das „Deserteurs-Denkmal“ auf dem Ballhausplatz. Dort, vor der Präsidentschaftskanzlei und dem Bundeskanzleramt erinnert es daran, dass humanistische Werte das politische Handeln bestimmen müssen. Und es erinnert daran, dass es auf jeden von uns ankommt, wenn es gilt, diese Werte zu schützen.

 

Meine Damen und Herren!

Nützen wir das „Fest der Freude 2020“ dazu, uns selbst zu fragen, worauf es in unserem Leben wirklich ankommt, wofür es sich lohnt einzutreten. Vielen Dank.