Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen zur Eröffnung der Weltklimakonferenz in Sharm El-Sheikh.

Bundespräsident: Zusätzliche 220 Millionen Euro zur Klimafinanzierung bis 2026

Rede zur Eröffnung der Weltklimakonferenz in Sharm El-Sheik.

Sehr geehrter Herr Präsident El-Sisi,

sehr geehrter Herr UNO-Generalsekretär Guterres,

Exzellenzen,

sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft!

 

2015 haben wir bei der Weltklimakonferenz das Pariser Klimaabkommen beschlossen. Ein gemeinsames Ziel für die Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad. Doch so ehrlich müssen wir sein, wir sind nach wie vor weit davon entfernt, das 1,5 Grad Ziel zu erreichen. Das Gegenteil ist der Fall: Die globalen Emissionen steigen nach der Pandemie wieder. Weltweit spüren wir die verheerenden Auswirkungen der Klimakatastrophe.

Wir befinden uns heute hier in einem afrikanischen Land. Große Teile des globalen Südens sind besonders stark von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen. Zurecht pochen diese Länder auf finanzielle Unterstützung bei Anpassungsmaßnahmen und klimabedingten Verlusten und Schäden.

Wir Länder im globalen Norden sind für einen großen Teil der CO2 Emissionen verantwortlich. Österreich wird dieser Verantwortung nachkommen. Wir werden das Budget für die internationale Klimafinanzierung deutlich erhöhen. Für die kommenden Jahre – bis 2026 – wird das Klimaschutzministerium zusätzlich 220 Millionen Euro für internationale Klimafinanzierung zur Verfügung stellen. Das ist eine signifikante Erhöhung der Mittel. Dass Österreich hier durch einen höheren Beitrag Solidarität zeigt, war auch mir als Bundespräsident wichtig.

Damit können wir unseren Teil dazu beitragen, dass wir unsere Regenwälder vor dem Verschwinden retten, dass unsere Meere wieder voller Leben sind, die Menschen im globalen Süden sich besser gegen Flutkatastrophen schützen können und mit den dadurch entstehenden Schäden nicht alleine gelassen werden.

Gleichzeitig warne ich davor, dass wir uns nur auf Fragen der Finanzierung beschränken. Denn eines ist klar:

Wir können uns von der Klimakrise nicht freikaufen.

Geld alleine macht unsere Luft nicht sauberer, Geld alleine stoppt die Erderhitzung nicht, und es lässt die Gletscher nicht aufhören zu schmelzen.

Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Viele andere Staaten haben ähnliche Ziele. Diese Ziele müssen jetzt rasch mit konkreten Taten untermauert werden. Sonst sind sie nur bla bla bla, wie Greta Thunberg sagen würde.

Wenn wir uns den letzten UNEP Report ansehen, wird klar:

Es gibt noch viel zu viel bla bla bla und viel zu wenige Taten im Klimaschutz.

Ich verstehe Gretas Kritik an den Weltklimakonferenzen. Ich verstehe, dass der Jugend – aber nicht nur der Jugend – die Geduld ausgeht. Es liegt an uns, alles dafür zu tun, um das Vertrauen zurück zu gewinnen. Durch konkrete Taten und durch Verbindlichkeit.

Österreich wird seinen Beitrag leisten. Wir bauen die Erneuerbaren Energien stark aus. Wir beenden Schritt für Schritt das Heizen mit Kohle, Öl und Gas. Wir investieren Rekordsummen in den öffentlichen Verkehr. Das ist gut. Aber wir müssen noch besser werden.

Wir alle, egal welchem Land wir kommen, welcher Partei oder welcher Institution wir angehören, müssen uns jeden Tag die Frage stellen, wie wir noch wirksamer im Klimaschutz werden können.

Ich appelliere an Sie: Tun wir gemeinsam alles dafür, dass zukünftige Generationen auf einem lebenswerten Planeten zuhause sein können.

Vielen Dank!

COP27 in Ägypten - Zweiter Tag 8. November 2022
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Fotos: Peter Lechner/HBF