Alexander Van der Bellen im Gespräch mit Bürgermeistern

Vom Bodensee bis Bad Sauerbrunn

Sie haben das Ohr nahe an der Bevölkerung: die Bürgermeister:innen des Landes. Bundespräsident Alexander Van der Bellen trifft sie deshalb regelmäßig, wenn er in den Bundesländern unterwegs ist.

Der Himmel war gerade noch blau über dem Bodensee. Aber jetzt wird er schwarz, tiefschwarz. Ein Gewitter zieht auf. Die gewaltigen, überdimensionierten Spielkarten, Teil des gigantischen Bühnenbildes für die Seeaufführung von Georges Bizets „Carmen“ sind im Nu in Sturm und Regen gehüllt.

Dort, unter den Spielkarten auf der gewaltigen Seebühne hätte eigentlich das Treffen von Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Vorarlbergs Bürgermeister:innen stattfinden sollen. Es wird ins Festspielhaus verlegt.

„Mich interessiert, welche Veränderungen Sie verspüren, wie es in den einzelnen Regionen geht, mit welchen Problemen Sie als Bürgermeister:innen konfrontiert sind, aber auch, welche positiven Entwicklungen sie wahrnehmen“, leitet der Bundespräsident das Treffen ein.

Get Together mit vielfältigen Themen
 

Es sei wichtig gewesen, dass das Land 2015 darauf gedrängt habe, dass die Schutzsuchenden auf alle Gemeinden aufgeteilt wurden. So habe jede Gemeinde sie auch gut versorgen und integrieren können, berichten die Bürgermeister:innen. Ein Bürgermeister erzählt, wie wichtig der Breitbandausbau in seiner kleinen Gemeinde im Walsertal sei, weil er dadurch jene im Ort halten kann, die studiert haben und in der nahegelegenen Firma Forschungsarbeit leisten.

Abwanderung war nicht nur beim Treffen in Vorarlberg ein Thema. Auch in allen anderen Bundesländern sind Bürgermeister:innen damit konfrontiert. Ein guter Kindergarten und der Erhalt der Volksschule steht bei vielen ganz oben auf der Prioritätenliste, denn nur dann bleiben die jungen Familien im Ort. Wenn die Volksschule nur mehr eine Klasse hat und eingesessene Tourismusbetriebe kaum Nachfolger:innen finden, dann wird es für die Dörfer schlimm. Der Tourismus, so berichten die Bürgermeister:innen, beuge aber der Abwanderung in die Städte vor, weil es Arbeitsplätze gibt.

Ein Drittel der österreichischen Gemeinden wächst, ein Drittel der Gemeinden hält die Bevölkerungszahl, ein Drittel der Gemeinden schrumpft, sagt die Statistik. Es gibt einen globalen Trend des Wegzuges vom Land und des Zuzuges in die Städte. Mit den Folgeproblemen von immer höheren Wohnkosten in den Städten und der drohenden Verödung des ländlichen Raumes. Dieser Trend der Abwanderung vom Land ist in Österreich deutlich geringer als in anderen Staaten dieser Welt. Weil der politische Grundkonsens, dass im Wesentlichen alle die gleichen Lebensbedingungen vorfinden sollen, noch weitgehend eingehalten wird.

Wichtig sei die Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg, betonen alle unisono. So können die Gemeinden die Aufgaben besser schultern. Und da kann es schon sein, dass das Gemeindeamt von zwei Gemeinden im selben Gebäude untergebracht ist.

Engagement für konkrete Lösungen
 

„Die Leistungen der Gemeinden für die Gesellschaft sind kaum hoch genug einzuschätzen“, resümiert Bundespräsident Alexander Van der Bellen nach dem Treffen. „Die Bürgermeister:innen engagieren sich Tag für Tag, um konkrete Lösungen für die Bürger:innen zu erarbeiten. Daher ist es auch wichtig, dass den Kommunen nicht die Kraft ausgeht! Wir brauchen eine gute Entwicklung der Gemeinden für den Zusammenhalt der Gesellschaft, für die weitere positive wirtschaftliche Entwicklung für die Bewältigung kommender Herausforderungen. Kurz gesagt: Um zukunftsfit zu sein und für eine positive Entwicklung des politischen Klimas im Land.“

Nach zwei Stunden mit vielen Gesprächen ist es heller geworden im Bregenzer Festspielhaus. Der Blick auf den See zeigt warum: Das Gewitter ist weitergezogen, die Sonne taucht den See in schönes Abendlicht.