»Wir dürfen jetzt nicht lockerlassen«

Bundespräsident Van der Bellen: TV-Ansprache zum Ende des harten Lockdowns.

Liebe Österreicherinnen und Österreicher und alle Menschen, die hier leben.

Die Wochen des sogenannten harten Lockdowns gehen zu Ende. Und ich möchte mich ausdrücklich bei allen bedanken, die dazu beigetragen haben, dass diese entbehrungsreiche Zeit auch einen Effekt hatte. Wie sich zeigt, gehen die Infektionszahlen tatsächlich zurück. Leider noch nicht ganz so stark, wie wir alle uns das erhofft haben. Aber doch...

Aber.

Die aktuelle Lage zeigt auch, dass die Gefahr mit dem Ende des harten Lockdowns noch nicht vorüber ist. Wir müssen uns weiter vorsehen, denn das Virus schläft nicht. Es hält sich nicht an Wochenenden oder Feiertage.

Wir müssen nun alles tun, um einen Jojo-Effekt zu vermeiden. Einen Effekt, der dann einsetzt, wenn man sich lange Zeit beherrscht hat, dann glaubt, sein Ziel erreicht zu haben und wieder lockerlässt. Wir alle wissen, dass man einen Jojo-Effekt nur durch eine Veränderung des Lebensstils und planvolles Handeln vermeiden kann. Und das müssen wir gemeinsam jetzt über die Feiertage und den Winter auch tun.

Meine Damen und Herren,

es braucht jetzt einen strukturierten und wohl durchdachten Plan: vom Einhalten der Corona-Regeln über das Impfen bis hin zum Neustart der Wirtschaft.

Es ist sehr wichtig, dass wir uns alle auch weiterhin an die Corona-Regeln halten: Händewaschen, Abstand halten, Mund-Nasenschutz tragen, gut lüften, und jetzt neu: testen gehen. Bitte gehen Sie hin! Damit können wir alle die Verbreitung des Virus entscheidend einschränken. Aber damit das alles wirklich glatt geht, MÜSSEN wir auch ein funktionierendes, planvolles und überlegtes Tracingsystem umsetzen. Denn wir müssen die jeweiligen Infektionsquellen verlässlich finden. Ohne weitere Anstrengungen und Maßnahmen wird das nicht gehen.

Dasselbe gilt für das Impfen. Bis wir damit beginnen können, muss die Zeit genutzt werden, auch diesen Vorgang präzise und umsichtig vorzubereiten. Dass die Impfung überhaupt so rasch möglich sein wird, zeigt übrigens, wie effizient und grenzübergreifend kooperativ die Menschheit handeln kann, wenn es wirklich darauf ankommt. Diese Kooperation wünsche ich mir auch von allen: Wir kämpfen nicht gegeneinander, wir kämpfen gegen eine Pandemie. Und das am besten miteinander.

Der dritte, außerordentlich wichtige Punkt ist der Aufbau der Wirtschaft. Ich wünsche mir einen geordneten, systematischen Plan, wie es mit unserer Wirtschaft und damit mit unseren vielen Arbeitsplätzen weiter geht. Es gibt viele offene Fragen, die für die Planbarkeit in der Wirtschaft extrem wichtig sind: Also zum Beispiel: Was ist mit den Steuerstundungen? Wie geht es mit den Staatsgarantien weiter? Wie steht es um das Eigenkapital? Was ist eine gute Home Office-Regelung? Und so weiter. Diese Fragen müssen in einem Plan sorgsam balanciert und gemeinsam überlegt werden. Auch im gesamteuropäischen Kontext. Denn es steht viel auf dem Spiel: Unser Wohlstand, unsere Existenz, unsere Zukunft.

Ich bin mir sicher, die Verantwortlichen werden ihre Verantwortung wahrnehmen. In der Politik, in der Sozialpartnerschaft, in den Interessensvertretungen. In Europa, im Bund, in den Ländern und Gemeinden. Dazu habe ich heute und gestern unter anderem mit allen Parteivorsitzenden gesprochen.

 

Liebe Österreicherinnen und Österreicher, und alle Menschen, die hier leben:

Wir dürfen jetzt nicht lockerlassen. Wenn wir jetzt alle gemeinsam dranbleiben, wenn die Verantwortlichen umsichtig handeln, dann kriegen wir das gemeinsam hin. Und dann kommt der Sommer schneller, als wir glauben.

 

Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!