Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen anlässlich der Beisetzung von Arik Brauer.

»Eine Eigenschaft fand sich in all seinem Tun und Handeln: Der Wille zum aufrechten Gang«

Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen anlässlich der Beisetzung von Arik Brauer.

Liebe Angehörige!

Liebe Trauergemeinde!

 

Eine Stimme ist verstummt. Es war nicht irgendeine Stimme. In dieses plötzliche Schweigen mischen sich Trauer und Dankbarkeit, wenn wir heute Abschied nehmen von Arik Brauer.

Seinen Lebensweg, so vielschichtig, so facettenreich, prägten zunächst Verfolgung und Nationalsozialismus.

Eine solche Kindheit kann niemand vergessen. Soll niemand vergessen; und Arik Brauer hat sie nicht vergessen.

Vielmehr wurde diese schreckliche Erfahrung zum Ausgangspunkt für eine Lebenshaltung, die klar und von einem unerschütterlichen Humanismus geprägt war.

 

So sehr sein Leben von der Kunst bestimmt war, so sehr er dort seine unzähligen Talente entfaltete, so sehr er die künstlerische Entwicklung nach 1945 mitbestimmte, eine Eigenschaft fand sich in all seinem Tun und Handeln:

Der Wille zum aufrechten Gang.

 

Arik Brauer bezog Stellung.

In seinen Bildern, in seinen Liedern in seinen Reden und Büchern.

Nie aber war diese Stimme, die da zu uns sprach laut oder marktschreierisch.

Nein.

Sie war stets von Respekt geprägt, und obwohl sie gut vernehmbar war, war sie leise und – früher hätte man gesagt – nobel. Das war seine ganze Person: nobel.

Und auch dies wird uns von Arik Brauer voller Bewunderung in Erinnerung bleiben: dass er ein Citoyen war, der ungeachtet der öffentlichen Meinung für eine offene Gesellschaft eintrat und differenzierte Kritik mit fest verankerten Werten verband.

Er hat damit uns, uns allen, ein Beispiel gegeben, ein Beispiel, das mit seinem Tod nicht verschwunden ist und dessen wir auch weiterhin bedürfen.

Arik Brauer hat uns reich beschenkt.

An uns wird es liegen, mit diesem Geschenk sorgsam umzugehen.