TV-Statement des Bundespräsidenten zur Corona-Pandemie

»Halten wir durch! Und: Behalten wir unseren Mut und unsere Zuversicht!«

Der Bundespräsident appelliert in seiner TV-Ansprache an alle Österreicherinnen, Österreicher und an alle, die hier leben, gemeinsam einen Beitrag zu leisten.

Liebe Österreicherinnen und Österreicher und alle, die hier leben.

Wir sind derzeit alle miteinander mit einer großen Herausforderung konfrontiert. Die CORONA-Pandemie verlangt von uns große Einschränkungen und viel Rücksicht. Und wir haben Tote zu beklagen. Allen Angehörigen, die einen geliebten Menschen verloren haben, gilt mein, gilt unser aller ganz besonderes Mitgefühl.


Meine Damen und Herren!

Für uns alle miteinander ist diese Situation neu, ungewiss, sie verunsichert uns. Gleichzeitig wissen wir, dass jeder und jede von uns einen Beitrag leisten kann durch eine konsequente Änderung des eigenen Lebensstils für die nächste Zeit. Wir alle miteinander wissen, dass wir erst am Beginn dieser gemeinsamen Anstrengung stehen.

Fast drei Wochen sind nun vergangen, seit die österreichweiten Ausgangsbeschränkungen in Kraft getreten sind. Das ist eine ungewohnt lange Zeit. Und wir alle wünschen uns, sie möge schon vorbei sein. Und dennoch wissen wir: Wir müssen alle gemeinsam noch länger durchhalten.

Allen alten Menschen, die sich womöglich alleine und isoliert fühlen, allen physisch oder psychisch Kranken, die gerade kämpfen, und ihren Angehörigen, die ihre Zuneigung jetzt nicht im direkten Kontakt beweisen können. All den Ärztinnen und Ärzten und den Menschen im Gesundheitswesen, die schon erschöpft sind und jetzt den Atem anhalten in Erwartung dessen, was noch kommt. Allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die sich in Gefahr einer Infektion bringen, um anderen beizustehen. Allen Menschen an den Kassen der Geschäfte. All den Unternehmerinnen und Unternehmern, den Freischaffenden. Allen Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben. All jenen – wie im AMS-, die abertausende Anfragen zu bearbeiten und die beschlossenen Maßnahmen umzusetzen haben. Den Künstlerinnen und Künstlern, die um ihre Existenz fürchten. Allen Eltern, die unter Druck stehen. Und allen Schülerinnen und Schülern, Lehrlingen und Studierenden in unserem Land.

Überhaupt allen Menschen, die ungeduldig auf das Ende dieser Krise warten. Ihnen allen sage ich: Halten wir durch! Halten wir durch! Und: Behalten wir unseren Mut und unsere Zuversicht!


Liebe Österreicherinnen, liebe Österreicher, und alle, die hier leben,

ich will ehrlich zu Ihnen sein: Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis diese Krise überwunden ist. Und ich weiß auch nicht, wie schlimm sie noch wird. Niemand kann das derzeit mit Gewissheit sagen.

Aber eine Gewissheit gibt es. Und ich bitte Sie, daran immer zu denken: Es wird vorbeigehen. Die Krise wird vorbeigehen! Bis es soweit ist, werden wir uns für eine Zeit an eine neue Art von Alltag gewöhnen. Wir werden für eine Zeit einige neue Angewohnheiten beibehalten, die einfach nötig sind, damit wir uns alle schützen.

Aufs Händeschütteln zu verzichten, daran haben wir uns schon gewöhnt. Öfter Händewaschen behalten wir bei, weil es ja ohnehin sinnvoll ist. Halten wir Kontakt mit allen, die uns wichtig sind, aber wahren wir dabei Distanz. Also, halten wir mindestens einen Meter Abstand zu unseren Nächsten. Auch das haben wir inzwischen gelernt. Das alles ist ein Stück neuer Alltag geworden, genauso wie das Tragen von Mund-Nasen-Schutz beim Einkaufen. Wir werden weiter öfters mittels Telefon oder Videokonferenz miteinander reden, und vielleicht feststellen, dass wir jetzt öfter als vor der Krise mit Familie und Freunden telefonieren.

Eine Zeit lang wird es so weitergehen, und wie es aussieht, wird das wohl eine etwas längere Zeit sein. Und wenn es notwendig ist - und es ist notwendig - dann machen wir es. Gemeinsam! Weil wir wissen, warum wir es tun: Weil wir jene Menschen schützen wollen, für die diese Krankheit lebensbedrohlich ist.

Wir werden auch in Zukunft ein neues Miteinander entwickeln! Ein neues Miteinander, wie in den Unternehmen gelebt und gearbeitet werden wird; wie in den Geschäften, den Tourismusbetrieben und den Gasthäusern, den Ämtern und Behörden, den Sozialeinrichtungen, den Krankenhäusern und Arztpraxen, den Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen gelebt und gearbeitet werden wird. Und zu unserem neuen Miteinander gehört wohl auch, dass wir nicht sofort auf jede Frage eine Antwort haben. Sondern dass wir bereit sind, laufend dazuzulernen und unsere Strategien anzupassen.

Meine Damen und Herren,

auch wenn wir jetzt mit unserer Situation hadern, wenn wir sie bisweilen schlecht aushalten. Es gibt Erkenntnisse, die wir gewinnen können. Und wenn wir das tun, wird diese Krise vielleicht nicht umsonst gewesen sein. Eine Erkenntnis ist ganz offensichtlich: Wir sind stärker und enger miteinander verbunden, als uns das bewusst war. Alles, was wir tun oder lassen, hat Konsequenzen für andere. Das sehen und beweisen wir in einem positiven Sinn gerade jetzt: Um die Leben unserer besonders verletzlichen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu schützen, hat unsere gesamte Gesellschaft gehandelt. Auch die, die nicht unmittelbar gefährdet sind, schränken ihr Leben radikal ein. Und nehmen damit einschneidende wirtschaftliche Konsequenzen in Kauf.

Aber wir tun es, weil es das Richtige ist. Weil wir in einer Gesellschaft leben wollen, in der jedes Leben gleich viel wert ist. In der die, denen es gut geht, auf die schauen, denen es nicht so gut geht. Wir zeigen damit, dass das für uns nicht nur Worte sind, sondern dass uns diese Worte auch etwas wert sind. Und dass wir im Ernstfall danach handeln.

Mit der Stärke jedes einzelnen von uns schwächen wir nun alle gemeinsam das Virus! Wir alle erfüllen damit das, woran wir glauben, mit Leben. Wir zeigen Respekt und Selbstlosigkeit und stärken so unsere Gemeinschaft. Ein herzliches Danke dafür. 

Und ein Wort noch an die Älteren unter uns: Passen Sie besonders auf sich auf. Bleiben Sie zu Hause. Lassen Sie sich helfen. Bitten Sie um Hilfe etwa beim Einkaufen. Verzichten Sie – vorläufig - auf ein paar lieb gewonnene Gewohnheiten wie familiäre oder andere Direktkontakte. Ich weiß, das fällt alles nicht leicht. Wir lieben unsere Gewohnheiten. Aber ersetzen wir sie durch neue. Wir kriegen das schon hin!

Tun wir es bitte gemeinsam. Schützen wir uns und schützen wir unsere Familie und unsere Freundinnen und Freunde.

Meine Damen und Herren,

irgendwann werden wir zurückblicken auf diesen seltsamen, schmerzvollen, unwirklichen Frühling 2020. Und wir werden feststellen: Es ist vorbeigegangen. Es ist vorbeigegangen! Und wir werden vielleicht besser schätzen können, wie wertvoll und wichtig wir füreinander sind.

Vielen Dank.

Speech from Federal President Alexander Van der Bellen after three weeks of initial restriction.

"New Togetherness"

 

Dear Austrians and everyone who lives here.  

We are all facing a great challenge together right now. The CORONA pandemic demands great restrictions and a lot of consideration from us.  

We are mourning those who passed away. All relatives who have lost a loved one have my, all our special sympathy.  


Ladies and gentlemen!  

For all of us together this situation is new and uncertain, it makes us insecure.   

At the same time, we know that each and every one of us can make a contribution by consistently changing our own lifestyle for the near future.   

We all know that we are only at the beginning of this joint effort.  

Almost three weeks have now passed since the nation-wide exit restrictions came into force.   

That is an unusually long time. And we all wish, that it may have already passed.  

And yet we know: We must all pull together to hold on longer.  

All the old people who may feel alone and isolated, all physically or mentally ill people who are fighting, and their families, who now cannot prove their affection through direct contact.  

All those doctors and health care workers who are already exhausted and now hold their breath in anticipation of what is to come.  

All the volunteers who put themselves at risk of infection, to help others. All the people at the cash registers in the stores.  

All the entrepreneurs, the freelancers, all the people who have lost their jobs, all those – for instance in the Jobcentres - who have to deal with thousands and thousands of enquiries and implement the agreed measures  

The artists who fear for their existence.  

All parents under pressure. And all pupils, apprentices and students in our country.  

All people who are impatiently waiting for the end of this crisis.  

I say to all of them: Let's hold on! Let's hold on! And: Let us keep our courage and our confidence!  

 

Dear Austrians and all those who live here, I will be honest with you:  

I don't know how long it will take to overcome this crisis.  
And I also do not know how bad it will be. No one can say that with certainty at the moment.  

But there is one certainty. And I ask you to remember that:  

It will pass. The crisis will pass.  

Until it does, we will get used to a new kind of everyday life for a while.  

We will maintain for a time some new habits that are simply necessary,  so we can all protect ourselves.  

We're already used to not shaking hands.  

We keep washing our hands because it makes sense anyway.   

Let's keep in touch with everyone who is important to us but keep our distance.   

So, let's keep at least one-meter distance to our nearest and dearest.  

We have also learned this in the meantime.  

All this has become part of our everyday life, just like wearing a mouth and nose protector when shopping.  

We will continue to talk to each other more often via telephone or video conference, and perhaps find that we are talking to family and friends more often now than before the crisis.   

For a while it will continue like this, and as it looks,  it's gonna be a little longer than that.   

And if it is necessary - and it is necessary - we'll do it.   

Together!  

Because we know why we do it:   

Because we want to protect those people,  for whom this disease is life-threatening.  

We will continue to develop a new way of working together in the future!  

A new togetherness, as will be lived and worked in the companies,  

like in the shops,  the tourist businesses and the inns,  the offices and authorities, the social services,  the hospitals and doctors' surgeries, schools and childcare facilities  will be lived and worked.  

And our new togetherness will probably also include  that we can't answer every question  have an answer.   

It's that we're willing to keep  to learn and adapt our strategies.   

 

Ladies and gentlemen,

Even though we're struggling with our situation now,  if we can't stand them sometimes.  

There are findings,  that we can win.  And when we do,  will this crisis  may not have been in vain.  

One insight is quite obvious:  We are stronger and closer together,  than we realized.  

Everything we do or don't do, has consequences for others.  We see and prove this in a positive sense right now:  

To save the lives of our most vulnerable.  Citizens and employees. Our entire society has acted.   

Even those who are not immediately at risk, are radically restricting their lives. And take away their lives.  Economic consequences.   

But we do, because it's the right thing to do.   

Because we want to live in a society where every life is worth the same.   

Where those who are fine, look after those who aren't doing so well.  

We use it to demonstrate, that for us these are not just words, but that these words  are also worth something.   

And that we act accordingly in case of emergency.  

With the strength of each one of us we all together now weaken the virus!  

We all fulfill this, what we believe in, with life.   

We show respect and selflessness  and thus strengthen our community.  A heartfelt thank you for that.   
 

And a word to the older ones among us:   

Take special care of yourself.  Stay in your homes.  Let us help you.  Ask for help with the groceries.  Give up - for the time being - a few cherished habits like family or other direct contacts.   

I know this is not easy.  We love our habits.  But let's replace them with new ones. We'll work it out.  

Let's do it together, please. Let's protect ourselves and protect our family and our friends.  

 

Ladies and gentlemen,

some day we will look back on this strange, painful, unreal spring of 2020.   

And we will see: it has passed. It has passed!  

And we will perhaps be able to better appreciate how valuable and important we are to each other.  

Thank you very much.