Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen anlässlich 75 Jahre Volkshilfe

»Menschlichkeit macht uns zu einer Gemeinschaft«

Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen beim Festakt »Aus Widerstand und Solidarität« anlässlich 75 Jahre Volkshilfe.

Sehr geehrte Frau Präsidentin,

sehr geehrter Herr Präsident,

lieber Herr Bundesgeschäftsführer,

sehr geehrtes Team der Volkshilfe!

Meine Damen und Herren!

 

75 Jahre Volkshilfe, das ist schon ein würdiger Anlass zum Feiern. Bei so einem Jubiläum schaut man auch zurück auf die eigene Geschichte, man fragt sich quasi: „Woher kommen wir“?

In diesen Tagen vor 75 Jahren, mitten in den Mühen der Nachkriegszeit, wurde die Volkshilfe als gemeinnützige Organisation gegründet. Und zwar von engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die helfen wollten. Damals vor allem im Kampf gegen Hungersnot, Verzweiflung und Arbeitslosigkeit.

Heute ist die Volkshilfe eine der größten Sozialorganisationen Österreichs.

In deren Mittelpunkt stehen die Menschen: Jene die helfen, jene die Hilfe brauchen.

 

Menschen, die Hilfe brauchen, gibt es leider gerade sehr viele: Der schreckliche Krieg in der Ukraine treibt mehr und mehr Menschen, vor allem Frauen und Kinder, in die Flucht. Bepackt nur mit dem Allernötigsten müssen sie engste Verwandte, ihr Zuhause, ihre Haustiere, ihr Hab und Gut, aber auch ihre Träume und Zukunft zurücklassen. Millionen Menschen sind auf der Flucht, sie brauchen unsere Solidarität, sie brauchen schnelle und unkomplizierte Hilfe.

Die Volkshilfe leistet genau das. Mit Notfallpaketen, sozialer Unterstützung, mit Notunterkünften.

Und dann gibt es auch eine große Zahl an Menschen, die in der Ukraine ausharren. Vor allem ältere oder kranke Menschen, die keine Möglichkeit zur Flucht haben.

Die Volkshilfe, unter der Leitung von Erich Fenninger, hat sich sogleich auf den Weg nach Czernowitz gemacht – mit Sattelschleppern voller Lebensmittel, Hygieneartikeln, Medikamenten und Schlafsäcken.

Dank solcher unmittelbarer, schneller Hilfe werden Leben gerettet.

Dank der Volkshilfe werden Leben gerettet.

 

Neben unmittelbarer Hilfe in akuten Notsituationen verfolgt die Volkshilfe auch langfristige humanitäre Projekte.

Ohne die zahlreichen Kinderbetreuungseinrichtungen, ohne die Betreuung pflegebedürftiger Menschen, ohne die Katastropheneinsätze in Österreich und in anderen Ländern, ohne die Flüchtlings- und Entwicklungshilfe, ohne Integrationsprojekte – wäre unsere Gesellschaft nicht dieselbe.

Ohne dieses – zum allergrößten Teil ehrenamtliche – Engagement wären viele gesellschaftliche Aufgaben nicht zu bewältigen.

 

Unsere Gesellschaft braucht ganz dringend Organisationen wie die Volkshilfe.

Wenn ich also heute Ihnen heute zum 75. Jubiläum gratuliere, gratuliere ich all jenen, die die Volkshilfe ausmachen:

Jenen, die sich in Autos voller Hilfsgüter setzen, die sich in Krisengebiete begeben, die Übersetzungsdienste anbieten, die Spenden einsammeln, die Unterkünfte organisieren.

Also: All den Menschen hinter der Volkshilfe.

 

Meine Damen und Herren!

Menschlichkeit macht uns zu einer Gemeinschaft.

Menschlichkeit ist das Feuer, das jede Gesellschaft wärmt.

Ich – wir alle -haben allergrößten Respekt vor Ihrer Menschlichkeit und Solidarität, und vor dem, was Sie leisten.

Dafür ein ganz herzliches Danke schön. Und alles Gute zum 75er!

75 Jahre Volkshilfe 31. März 2022
75 Jahre Volkshilfe 31. März 2022

Fotos: Daniel Trippolt/HBF