Bundespräsident Alexander Van der Bellen hält die Laudatio für Marcel Hirscher, der mit einem Leonidas für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.

Goldener Leonidas für Marcel Hirscher

Bundespräsident überreichte dem Ausnahmesportler den Preis für sein Lebenswerk.

Meine Damen und Herren!

Ich freue mich immens, heute hier zu sein.

Es eine feierliche und schöne Ehre, die ich heute habe, nämlich die Laudatio für ein Lebenswerk zu halten.

Nun ist eine Laudatio – wie ich finde – immer eine Herausforderung, man will dem Menschen gerecht werden, der geehrt wird.

Diese Laudatio allerdings stellt mich vor eine ganz besondere Herausforderung: Ich wurde nämlich gebeten, das Publikum erst noch ein bisschen im Dunkeln darüber zu lassen, um wen genau es denn nun geht.

Das ist beileibe nicht einfach!

Denn derjenige,  der heute den „Goldenen Leonidas“ für sein Lebenswerk erhält, ist eine großartige Sportlerpersönlichkeit, ein großartiger Mensch, den jede und jeder kennt – fast schon so etwas wie eine Legende. Nicht nur hier – in diesem Raum, auch nicht nur hier – in Österreich, nein, weit über unsere Landesgrenzen hinaus.

Auf die Gefahr hin, dass Sie bereits jetzt ahnen, von wem ich spreche, gehe ich diese Herausforderung trotzdem so an, wie der heutige Laudandus sie angehen würde: Ich nehme sie an und gebe mein Bestes!

Da es um das Lebenswerk geht, fange ich ganz vorne an, bei der Geburtsstunde gewissermaßen:

Geboren am 2. März 1989 in Hallein in Salzburg,  wurde ihm seine Profession als Sohn von Skilehrern  quasi in die Wiege gelegt. Hochbegabt auf jenen beiden Brettern,  die in Österreich die Welt bedeuten, war er schon bald mehrfacher Schülermeister,  Jugendmeister und Juniorenweltmeister.

Mit 18 Jahren fand er seinen Anschluss an die Weltspitze, gewann im Europacup  und kam zum ersten Mal  auch bei einem Weltcuprennen unter die Top Ten.  Mit 19 stand er dann erstmals im Weltcup auf dem Podest.

 

Was folgte, hat Skigeschichte geschrieben:

Achtmal hat der den Gesamtweltcup hintereinander gewonnen.

Er wurde zweimal Olympiasieger  und siebenmal Weltmeister.  Von den unzähligen weiteren Medaillen gar nicht zu reden! 67 Einzel-Weltcupsiege und zahlreiche Weltcupsiege  in den verschiedenen Disziplinen  machen ihn neben Ingemar Stenmark zum erfolgreichsten männlichen Skifahrer aller Zeiten.

 

Das kann man nur erreichen,  wenn man wirklich konsequent arbeitet. Wenn man nichts dem Zufall überlässt  und sich auch durch Rückschläge nicht aus der Ruhe bringen lässt. All das macht diese große Sportlerpersönlichkeit aus. Seine Akribie und sein Fleiß sind legendär. Er ist Träger zahlreicher Auszeichnungen,  unter Ihnen des Großen Ehrenzeichens  für Verdienste um die Republik Österreich.

Er war Europas Sportler des Jahres  und auch Weltsportler des Jahres.

Nach seinem endgültigen Rücktritt im Jahr 2019  ist er weiter aktiv geblieben  und inzwischen unternehmerisch tätig  mit seiner eigenen Skimarke.

 

Aber er blickt auch über den Tellerrand des Skisports und hat sich öfters zu ihm wichtigen Themen geäußert. Ein Satz aus dem Jahr 2015 ist besonders in Erinnerung geblieben, im Zusammenhang mit der Aufnahme von Flüchtlingen:

„Mitgefühl und Verständnis sind angebracht, nicht Angstmache, Hetze und Hass“, hat er damals gesagt. 

In einem Interview wurde er gefragt, wie er Probleme lösen würde: „Ich versuche mich an ein einfaches Prinzip zu halten: Das Gute mitnehmen und das Schlechte besser machen.“

Er hat uns vorgezeigt, wie das geht – und ich denke,  wir alle, ob Sportler oder in der Politik,  können davon lernen. 

 

Meine Damen und Herren!

Sie merken, ich habe mich bemüht die Überraschung nicht zu verderben, aber ich nehme an,  inzwischen wissen wohl alle,  von wem ich spreche. 

Der Preis für das sportliche Lebenswerk im Jahr 2022  geht an:

Marcel Hirscher! 

 

Leonidas-Gala 7. April 2022
Leonidas-Gala 7. April 2022

Fotos: Peter Lechner/HBF