Sommerempfang für Menschen mit Behinderung in der Wiener Hofburg

»Es ist schön, dass wir vielfältig sind in unseren Eigenschaften und Fähigkeiten.«

Rede des Bundespräsidenten zum Sommerkonzert für MitbürgerInnen mit Behinderung im Zeremoniensaal der Wiener Hofburg

Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen anlässlich des Sommerkonzerts für MitbürgerInnen mit Behinderung

Mittwoch, 13. Juli 2022, 16.00 Uhr, im Zeremoniensaal der Wiener Hofburg

 

Sehr geehrter Herr Sozialminister,

Sehr geehrter Herr Vizepräsident Klaus Widl, Österr. Behindertenrat, Meine Damen und Herren!

Liebe Gäste!

Meine Frau Doris und ich freuen uns sehr, dass Sie gekommen sind!

Nachdem wir aufgrund von Corona unsere Weihnachtsfeste nun schon mehrmals verschieben mussten, wollten wir diesmal die wärmere Jahreszeit nutzen und Sie in einem sommerlich-festlichen Rahmen einladen.

Bitte fühlen Sie sich sehr, sehr herzlich willkommen bei unserem Sommerkonzert hier im Zeremoniensaal der Wiener Hofburg!

Für mich selbst waren es ja nur ein paar Schritte um hierher in den Zeremoniensaal zu kommen.

Aber ich weiß, dass viele von Ihnen aus allen möglichen Orten unseres Landes angereist sind.

Danke, dass Sie die Anreise auf sich genommen haben – denn die Ehrengäste am heutigen Tag sind Sie! Menschen mit und ohne Behinderungen. Familienangehörige, Verwandte, Freundinnen und Freunde, Unterstützerinnen und Unterstützer.

Auch Organisationen, Vereine und Verbände sind wieder zahlreich vertreten.

Auf der TeilnehmerInnenliste habe ich gesehen, dass einige von Ihnen etwa aus Feldkirch, Klagenfurt oder Kapfenberg angereist sind. Wir freuen uns also heute über Gäste aus ganz Österreich.

So vielfältig Ihre Heimatorte sind, so vielfältig und bunt sind auch die Organisationen, Vereine und Verbände, Hilfsdienste, Selbsthilfegruppen und Netzwerke, Gemeinschaften und Gesellschaften, die heute hier vertreten sind. Das freut mich besonders!

Es ist schön, dass wir von unterschiedlichen Orten kommen.

Es ist schön, dass wir vielfältig sind in unseren Eigenschaften und Fähigkeiten.

Es ist schön, dass wir ganz verschieden sind! Diese Vielfalt ist aber nicht nur etwas Schönes, sie macht uns als Gesellschaft erst so richtig stark.

Eine zentrale Rolle spielt dabei auch jenes Wort, ohne das es keine Vielfalt geben kann: Inklusion.

 

Inklusion, das ist, wenn Menschen mit Behinderungen in vollem Umfang, gleichberechtigt und selbstbestimmt, am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

 

Von der barrierefreien Wohnraumgestaltung über gleiche Arbeitsmarktchancen, von der medizinischen Versorgung bis hin zu Studienmöglichkeiten sowie Kultur- und Freizeitaktivitäten.

Das alles tatsächlich zu erreichen, ist ein ziemlich langer Weg.

Und dieser Weg ist wahrlich kein einfacher. Das weiß niemand besser als Sie.

Doch ich finde, entlang dieses Weges wurde bereits viel erreicht an politischer, rechtlicher und sozialer Besserstellung für Menschen mit Behinderungen.

Es stimmt hoffnungsvoll, was sich alles positiv entwickelt hat, wie viele Barrieren schon niedergerissen wurden, wie viel „Barrierefreiheit“ geschaffen wurde.

Und vor allem: Wie viel Solidarität, Hilfsbereitschaft, Unterstützung, Entgegengehen und Miteinander es gibt.

Natürlich ist noch viel zu tun, der Weg ist, wie gesagt, noch lang.

Arbeiten wir also gemeinsam daran, weitere Barrieren zu überwinden und aus dem Weg zu räumen.

An konkreten Orten genauso wie in unseren Köpfen.

Es müssen noch viele Hebel in Bewegung gesetzt werden, um Inklusion in der österreichischen Gesellschaft zu verwirklichen.

Der Forderungskatalog des Österreichischen Behindertenrats ist immer noch eine lange Liste.

Von österreichweiten, einheitlichen Leistungen für Menschen mit Behinderungen über Antidiskriminierungsmaßnahmen am Arbeitsmarkt bis hin zu persönlicher Assistenz und der Barrierefreiheit z.B. von Gesundheitseinrichtungen.

Ich möchte an dieser Stelle die vielen engagierten Menschen würdigen, die sich um Menschen mit Behinderungen und ihre Bedürfnisse, ihre Anliegen, ihre Wünsche bemühen:

Ihnen gebührt ein lautes und herzliches „Danke!“

Ohne Ihr Engagement wären wir noch ganz am Anfang dieses Weges, von dem ich vorhin gesprochen habe.

 

Meine Damen und Herren!

Wer nicht deutlich sichtbar ist, wird in der Gesellschaft leicht übersehen.

Wir beteiligen uns daher jedes Jahr an der Aktion „PurpleLightUp“ am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung.

Die Präsidentschaftskanzlei erstrahlt an diesem Abend im Dezember immer in violetter Farbe.

Wir sind solidarisch, wenn es um Sichtbarkeit, Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen geht.

 

Meine Damen und Herren!

Zum Schluss sage ich ganz besonders all jenen ein herzliches „Danke!“, die extra gekommen sind, um zum Gelingen dieses Sommerfests beizutragen.  

Danke an das Quartett des ORF Radio-Symphonieorchesters, Antonia Schöner, Aileen Dullaghan, Tomáš Bumbál und Raffael Dolezal dessen Musik wir in der nächsten halben Stunde genießen dürfen!

Ebenfalls herzlich danken möchte ich der Gebärdendolmetscherin, Sabine Schremser. Sie haben sich heute ehrenamtlich zur Verfügung gestellt. Vielen, vielen Dank!

Ich bin schon gespannt auf das Sommerkonzert mit Stücken von Haydn, Korngold und Mozart!

Und wir alle, auch meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, freuen uns jetzt auf viele, schöne Momente mit Ihnen.

Sommerkonzert für MitbürgerInnen mit Behinderung 13. Juli 2022
Sommerkonzert für MitbürgerInnen mit Behinderung 13. Juli 2022

Fotos: Peter Lechner/HBF