»In Österreich wird leider noch immer zu wenig in elementare Bildung investiert«

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Doris Schmidauer beim Kinderbetreuungsgipfel der Sozialpartnerschaft.

Herzlich willkommen beim Kinderbetreuungsgipfel 2023 in der Wiener Hofburg!

Ich freue mich sehr, dass so viele von Ihnen heute hierhergekommen sind – denn es ist ein wichtiges Thema, über das heute gesprochen wird.

Es betrifft nicht, wie es der Titel „Kinderbetreuungsgipfel“ im ersten Moment nahelegt, nur die Kinder. Es betrifft die Eltern – und da vor allem die Frauen. Derzeit sieht es in vielen Familien so aus: Die Väter gehen arbeiten – und zwar Vollzeit – und die Mütter bleiben in Teilzeit-Jobs hängen.

Von der Seite der Wirtschaft aus betrachtet, heißt das: Die Expertise, die Erfahrung, das Know-How und die Ideen dieser Frauen fehlen uns am Arbeitsmarkt. Und vor allem für die Frauen bedeutet es, dass sie weniger verdienen, dass sie Führungspositionen schwerer erreichen, und dass ihnen dadurch viele Karrierewege, viele Tore verschlossen bleiben.

Wir brauchen kein Brecheisen, um diese Tore für alle gleichermaßen zu öffnen. Wir müssen nur den passenden Schlüssel in die Hand nehmen: Und das ist eine gut funktionierende, hochwertige Kinderbetreuung. Sie ermöglicht es Müttern und Vätern gleichermaßen, Karriere zu machen. Oder schlicht Optionen wahrzunehmen, die ihnen sonst nicht zur Verfügung stehen würden.

Abgesehen davon, dass heute in vielen Familien zwei Einkommen für die Finanzierung des Lebensunterhalts notwendig sind, möchten meist beide Elternteile am Erwerbsleben teilhaben, sich beruflich entfalten und entwickeln. Es ist Zeit, sich endgültig vom traditionellen Bild „Papa geht arbeiten, Mama kümmert sich um die Kinder“ zu verabschieden. Dieses Modell hat im letzten Jahrtausend ausgedient. Familien sind heute vielfältig und bunt – und Familien- und Haushaltsarbeit werden immer öfter gleichberechtigt geteilt.

Kindererziehung und -betreuung sind nicht nur privat egalitäre Aufgaben, sie liegen in der Verantwortung unserer Gemeinschaft und müssen von Solidarität geprägt sein. Und Eltern müssen sich sicher sein können, dass ihre Kinder nicht nur irgendwo geparkt, sondern auch qualitätsvoll betreut werden.

In Österreich wird leider noch immer zu wenig Geld in elementare Bildung investiert. Umso wichtiger ist es, dass wir hier und heute mit einer Veranstaltung ins neue Jahr starten, die den Scheinwerfer auf die Bedeutung guter Kinderbetreuung richtet. Aber um eine solche Betreuung zu gewährleisten, müssen die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden ins Tun kommen –also die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.

Ich danke daher den Initiatorinnen dieser Veranstaltung sehr herzlich. Sie greifen damit ein wichtiges Thema auf.

Heute geht es eben nicht nur darum, wie institutionelle Kinderbetreuung funktionieren kann. Sondern auch, welche Möglichkeiten sie für Mütter eröffnet.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, viel Erfolg und gutes Gelingen!

Kinderbetreuungsgipfel der Sozialpartnerschaft 10. Jänner 2023
Kinderbetreuungsgipfel der Sozialpartnerschaft 10. Jänner 2023

Fotos: Carina Karlovits/HBF