»Die Energiewende ist eine Jahrhundert-Aufgabe, die wir nur gemeinsam meistern können«

Beim Festakt »10 Jahre Klima- und Energiefonds« würdigt der Bundespräsident dessen wertvolle Verdienste und verweist auf die ökonomischen und sozialen Folgen des Klimawandels.

Sehr geehrter Bundesminister Leichtfried,
Sehr geehrter Sektionschef Liebel,
Sehr geehrte Frau Vogel, sehr geehrter Herr Höbarth,
sehr geehrte Partnerinnen und Partner des Klima- und Energiefonds,
hohe Festversammlung, 

Ich freue mich sehr, heute hier zu sein, und mit Ihnen allen gemeinsam dieses besondere Jubiläum zu feiern. 

Wie Sie sicher wissen, ist mir der Schutz unserer Umwelt und damit auch unseres Klimas ein besonderes Anliegen. 

Ein Anliegen, das mich auch seit meinem Amtsantritt, und so auch auf meinen Auslandsreisen immer wieder begleitet.

Erst kürzlich zum Beispiel bei einem Treffen von Staatspräsidenten in Malta oder bei der UNO-Generalversammlung in New York. Klimaschutz ist ein Thema mit Priorität. Das wurde auch in der Rede von UNO-Generalsekretär António Guterres sehr deutlich. 

Es wird auch Zeit. Höchste Zeit. Es ist jetzt mehr als 30 Jahre her, dass ich begonnen habe – damals noch Professor an der Universität Wien – mich mit Klimawandel und Klimaschutz aus der Sicht des Ökonomen zu beschäftigen. 

Nun, bevor die Ökonomen auf dieses damals neue und wichtige Phänomen des Treibhauseffekts aufmerksam wurden, müssen die Klimatologen zuvor schon mindesten 20 Jahre darüber geforscht haben.

Die Politik hingegen hat den drohenden Klimawandel jahrzehntelang nicht ernst genug genommen, um nicht zu sagen verschlafen.

Klimaschutz ist nicht nur ein umweltpolitisches Thema. Klimapolitik ist auch Sozialpolitik.Die armen Regionen der Welt sind oft besonders von den negativen Auswirkungen der Erderwärmung betroffen.

Klimapolitik ist Wirtschaftspolitik.

Denn Klimaschutztechnologien bieten große wirtschaftliche Chancen und viele österreichische Unternehmen sind dabei am Weltmarkt sehr erfolgreich.

Und Klimapolitik ist Friedenspolitik.

Ich erinnere daran, wie viele Konflikte, ja Kriege, sich entzünden, weil es im Hintergrund um fossile Energieträger geht.

Aber auch vor unserer Haustüre macht der Klimawandel nicht halt. Das hat uns auch dieser Sommer wieder gezeigt. Seien es Hitzewellen, Dürren, verheerende Unwetter und Ernteausfälle in Österreich Extreme Wetterereignisse nehmen zu.

Was vor noch gar nicht langer Zeit für viele noch nicht greifbar war, ist mittlerweile mitten in unserer Gesellschaft angekommen:

Die negativen Entwicklungen sind deutlich spürbar.

Zehn Jahre sind keine lange Zeit. Umso bemerkenswerter ist es, was der Klima- und Energiefonds im Auftrag der österreichischen Bundesregierung seit seiner Gründung erreicht hat.

Mit der Gründung des Fonds vor 10 Jahren wurde ein Förderinstrument ins Leben gerufen, das bis heute europaweit einzigartig ist und international große Beachtung erfährt.

Die Energiewende ist – und das ist inzwischen ganz klar – eine Jahrhundert-Aufgabe, die wir nur gemeinsam meistern können. Wir brauchen mehr denn je innovative Ideen, Forschergeist und vor allem den Mut, neue Wege zu gehen.

Im internationalen Wettbewerb einer globalisierten Marktwirtschaft wird es immer wichtiger, die Zeichen der Zeit frühzeitig zu erkennen, und die Chancen für die heimische Wirtschaft bestmöglich zu nutzen.

Dafür sind nicht nur Investitionen in die Forschung notwendig. Es ist ebenso wichtig, unsere Unternehmen bei der Umsetzung innovativer Ideen und Technologien zu unterstützen.

Die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft und die Zusammenarbeit von Forschung und Industrie haben in den letzten Jahren starke Partnerschaften hervorgebracht. Deren Wirkung geht über die heimischen Grenzen hinaus. Darauf können wir heute aufbauen.

In den vergangenen zehn Jahren ist es gelungen, Lösungen für eine nachhaltige Energie- und Mobilitätszukunft zu entwickeln, und sie erfolgreich in der Praxis zu testen.

Das stellen die Klima- und Energiemodellregionen und Smart Cities unter Beweis, sowie zahlreiche weitere vom Klima- und Energiefonds geförderte Projekte und Initiativen.

Es ist wichtig, diesen Weg konsequent gemeinsam weiterzugehen.

Es ist wichtig, schon heute an die kommenden zehn Jahre und weit darüber hinaus zu denken.

Wie wollen wir in Zukunft leben?

Wie soll die Welt unserer Kinder und Kindeskinder aussehen?

Welche Spuren hinterlassen wir ihnen?

In welche Fußstapfen werden sie treten?

Das, was wir heute entscheiden, das sind Entscheidungen, die die Generationen nach uns mitzutragen haben.

Vorausblickend haben wir in Österreich schon sehr früh einige  richtige Weichen gestellt.

Ich erinnere an das Jahr 1978. Das Jahr, in dem sich Österreich gegen die Atomkraft entschieden hat. Aufgrund dieser demokratischen Entscheidung musste unser Land schon damals andere Wege gehen.

Das hat uns ermöglicht, dass wir heute auf eine Vielzahl an Alternativen zurückgreifen können: Wasserkraft, Windkraft, Sonnenergie. Österreich verfügt in diesen Bereichen über langjähriges Know-how.

Hier ist der Klima- und Energiefonds seit zehn Jahren ein starker Partner und forciert durch seine attraktiven Förderungen für Forschung und Wirtschaft konsequent den Ausbau und die effiziente Weiterentwicklung unserer erneuerbaren Energieträger.

Ich bin überzeugt, dass wir mit unserem Wissen und unseren Erfahrungen europaweit eine Vorreiterrolle einnehmen können.

Denn der Klimafonds hat in den letzten zehn Jahren zahlreiche Lösungen hervorgebracht, die in Europa, ja weltweit, einzigartig sind. Ich betone aber nochmals, es wäre falsch, sich auszuruhen. Denn die meisten Anstrengungen liegen noch vor uns.

Insofern muss man auch die berechtigte Frage stellen, ob die derzeitige Finanzierung des Klimafonds angesichts einer der größten Herausforderungen überhaupt ausreichend ist.

Für mich ist klar: wir brauchen mehr und nicht weniger Klimaschutz in Österreich, das muss auch einer künftigen Bundesregierung bewusst sein.

Fortschritt passiert durch Veränderung.

Fortschritt passiert durch Ideenreichtum.

Fortschritt passiert durch Innovation.

In diesem Sinne möchte ich mich heute bei Theresia Vogel und Ingmar Höbarth, stellvertretend für das gesamte, hoch engagierte und motivierte Team des Klima- und Energiefonds, bei allen ProjektträgerInnen, ProjektpartnerInnen und Initiativen, sowie bei den zahlreichen Experten und Expertinnen, für ihr nachhaltiges Engagement der letzten zehn Jahre bedanken.

Ich wünsche Ihnen, ich wünsche uns allen, heute ein wunderbares Fest und für die nächsten Jahre viel Erfolg auf dem Weg in eine nachhaltige und klimafreundliche Energie- und Mobilitätszukunft.

Vielen Dank!