Bundespräsident würdigt die Väter des Staatsvertrages

Heute vor 66 Jahren wurde der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet. Mit ihm wurde eine Zeit der Extreme beendet.

1933 endete in Österreich die Demokratie. 1938 begann die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten. 1945, nach der Befreiung und dem Kriegsende, war unser Land zehn Jahre lang von fremden Truppen besetzt und in vier Zonen unterteilt. 1955 waren die schlimmsten Folgen des Krieges beseitigt, und so kehrte nach langen Jahren so etwas wie Normalität zurück.

„Es ist uns heute kaum vorstellbar, wie das gesellschaftliche und politische Leben dieser zehn Jahre ausgesehen hat. Umso mehr Respekt verdienen jene Persönlichkeiten Österreichs, die zehn Jahre hindurch am Wiedererlangen der Selbstständigkeit gearbeitet haben. Trotz immer neuer Rückschläge in den Verhandlungen mit den Alliierten haben sie dieses Ziel stets im Auge behalten, haben beharrlich immer neue Anläufe genommen und die Hoffnung nicht aufgegeben. Von ihrer Ausdauer und ihrem Optimismus, der letztlich stärker als alle Widerstände war, können wir lernen“, betont Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Daraus resultiert eine Verpflichtung zum sorgfältigen Umgang mit den Fundamenten unserer Demokratie.

 

„Der Staatsvertrag vom 15. Mai 1955 markiert einen Punkt in der Geschichte Österreichs, an dem unser Land die volle Verantwortung über seine Gesetzgebung und das Zusammenwirken seiner demokratischen Einrichtungen selbst übernehmen konnte. Daraus resultiert eine Verpflichtung zum sorgfältigen Umgang mit den Fundamenten unserer Demokratie.

Die Pandemie, die unser aller Leben heute so prägt und einschränkt, hat das Gefühl der Unsicherheit erhöht. Sie hat uns gesellschaftlich verletzlicher und dünnhäutiger gemacht. Gerade jetzt braucht es deshalb das Vertrauen in unsere Verfassung, auf die Verlass ist. Und sie hat sich vielfach bewährt.

Auf dieser Grundlage können Gegensätze überwunden werden. Damit können wir weiter mit Zuversicht und Optimismus in die Zukunft blicken.“