Rede des Bundespräsidenten beim Gemeindetag in Tulln

»Sie, liebe Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sind die Managerinnen und Manager des guten Zusammenlebens.«

Rede des Bundespräsidenten bei der Eröffnung der Haupttagung des 67. Österreichischen Gemeindetages

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz!
Werte Ehren- und Festgäste!
Liebe Bürgermeisterinnen und Bürgermeister!
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gemeindeverwaltungen, meine Damen und Herren! 

Danke für die Einladung zum 67. Österreichischen Gemeindetag und die herzlichen Begrüßungsworte. Ich freue mich sehr, heute bei Ihnen zu sein. 

Es freut mich heuer umso mehr, als ja der im letzten Jahr geplante Gemeindetag COVID-bedingt ausfallen musste. 

Das persönliche Zusammentreffen, die Gespräche von Angesicht zu Angesicht, können natürlich durch keine Online-Konferenz ersetzt werden. 

Das heißt nicht, dass ich über die digitale Form des Gesprächs, vor allem während der Lockdowns, nicht auch dankbar war. 

Seit dem Winter habe ich mich regelmäßig mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern aus allen Bundesländern Österreichs online „getroffen“. 
Fast wöchentlich gab es da in der Präsidentschaftskanzlei digitale Gesprächsrunden mit Ihnen. 

Und ich muss schon sagen, ich war wieder einmal zutiefst beeindruckt von Ihren Leistungen für unser Land, von Ihren Leistungen für Ihre Gemeinde. 

In den Gesprächen ging es natürlich allen voran um die COVID-Pandemie und ihre Folgen in den Gemeinden. 

Sie als Bürgermeisterinnen und Bürgermeister standen vor den unterschiedlichsten Problemen in Ihren Dörfern, Marktgemeinden und Städten. 

Die Regelungen in den Kindergärten und den Schulen oder die Situation in den Altersheimen waren etwa wichtige Themen, die Sie sehr herausgefordert haben. 

Jeder Verein lebt ja von der ehrenamtlichen Tätigkeit seiner Mitglieder und das Vereinsleben in den Gemeinden, das so wichtig und verbindend für die Menschen ist, war vielfach zum Stillstand gekommen. 

Feste und Kirtage mussten abgesagt werden, die aber oft wesentlich sind für die Finanzierung von Vereinen und Feuerwehren. 

Die Tourismusbetriebe standen vielfach vor existenziellen Problemen. Und viele von Ihnen machten sich um die psychische Gesundheit ihrer Gemeindemitglieder große Sorgen. 
 

Liebe Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, 

die Umsicht, mit der Sie diese schwierige Zeit bewältigen, beeindruckt mich. Und auch Ihre Lösungskompetenz. 

Wie schnell, wie unbürokratisch da mit den unterschiedlichsten Herausforderungen umgegangen worden ist und umgegangen wird. 

Mehrere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister haben mir etwa erzählt, dass sie zu Beginn der Covid-Krise einen Hilfsdienst eingerichtet haben: Ältere Personen und Personen, die zur Risikogruppe zählten bzw. die unter Quarantäne standen, wurden beim Einkaufen oder beim Abholen von Medikamenten unterstützt. 


Sie, liebe Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, so könnte man sagen, sind die Managerinnen und Manager des guten Zusammenlebens. 


Sie sind so nah an den Menschen dran wie kein anderer Politiker und keine andere Politikerin im Land. Das galt und gilt auch während der COVID-Pandemie. 

Sie, liebe Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, halten das Werkl am Laufen. 

Und das Werkl geht weiter. Ihr tagtäglicher Kontakt mit den Menschen, Ihre Arbeit mit ihnen, das bringt Ihre Gemeinde und unser Land voran. 

Ich würde sagen, Sie haben sich jetzt einfach mal einen Applaus verdient.

Danke! 


Meine Damen und Herren, 

unmittelbar nach der Eröffnung geht es heute auch um den Klimaschutz. Eine Krise, gegen die es keine Impfung gibt. 

Der „Weg zur Energiewende“ wird in einem ExpertInnen-Talk besprochen. Der Titel dieser Runde stimmt mich optimistisch, denn hier wird von einem „Weg“ gesprochen. 

Und wer sich auf den Weg macht, kommt irgendwann auch am Ziel an. Und das sollten wir schleunigst! 

 Die Klimakrise ist ja schon längst mitten unter uns. Sie alle kriegen diese Klimaveränderungen teils hautnah in ihrer Gemeinde mit: 

Hitzeperioden und Dürren, Unwetter und Überschwemmungen der Borkenkäfer wütet in unseren Wäldern mancher Wanderweg ist aufgrund von Steinschlaggefahr nicht mehr begehbar, weil der Permafrost auftaut dem Grünen Veltliner wird es zu heiß in manchen Weinbaugebieten, ganz zu schweigen vom Abschmelzen der Gletscher. 

Sie alle, wir alle wissen es: Wir brauchen eine gemeinsame Anstrengung, einen gemeinsamen Weg. Wir müssen alle gemeinsam gegensteuern. Weltweit, in jedem einzelnen Staat, in jeder Region, in jeder Gemeinde. 

Nur gemeinsam schaffen wir das. Und ich bin zuversichtlich, dass wir das meistern werden. 

Denn mit Ihrer Mithilfe, mit Ihrem Engagement, durch unzählige Projekte und Initiativen und mit demselben Einsatz, den Sie für ein gutes Zusammenleben leisten, tragen Sie bereits heute in immer mehr Gemeinden, gemeinsam mit vielen Bürgerinnen und Bürgern dazu bei, die Klimakrise zu bewältigen. 

Vielen Dank dafür. 
 

Eröffnung der Haupttagung des 67. Österreichischen Gemeindetages 16. September 2021
Eröffnung der Haupttagung des 67. Österreichischen Gemeindetages 16. September 2021

Fotos: Peter Lechner/HBF